125 Jahre Gewerbeverein Weilheim
Am 22. September 2023 feierten die Mitglieder mit ihren Ehrenmitgliedern und Gästen aus Politik und Wirtschaft in der Limburghalle ihr 125jähriges Jubiläum. Nach einem gemütlichen Auftakt mit Stehempfang und musikalischer Umrahmung des Musik-Duos Vocal Affair / Sandra Schöne und Patrick Schwefel ging es in die die große Halle an die festlich gedeckten Tische. Peter Ruck, ein Spezialist für Feiern mit persönlicher Note führte gekonnt durch das Programm und stellte die einzelnen Redner, die ihre Grußworte überbrachten, mit humorvollen Worten vor. Den Beginn der Rednerrunde machte Othmar Kuck, Vorstand des Gewerbevereins mit einem unterhaltsamen Rückblick auf 125 Jahre Vereinsgeschichte. Anschließend kamen BM Johannes Züfle sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft zu Wort.
Mit einem leckeren Menü aus der Zähringer Stuben von Familie Hartmann, kurzweiliger Unterhaltung durch verschiedene Künstler, musikalischer Umrahmung eines DJ und lockeren Gesprächen, war es ein angenehmer Abend und für alle ein voller Erfolg. Für die Nachwelt hat unser Fotograf Claus Jahn alles mit seiner Kamera festgehalten.
Auszüge aus 125 Jahren Vereinsleben
125 Jahre sind seit der Gründung des Gewerbevereins vergangen. Wir versetzen uns zurück ins Jahr 1898. In Württemberg regierte König Wilhelm II, Deutschland war ein Kaiserreich, der Kaiser war auch ein Wilhelm II, ebenfalls ein Schwabe, aus Hechingen.
Stadtschultheiß von Weilheim war Georg Scheu. Es gab auch schon einen öffentlichen Personen Nahverkehr, die Postkutsche fuhr drei Mal am Tag von Weilheim nach Kirchheim und zurück. Weilheim hatte eine eigene Zeitung, die NWZ, also die Neue Weilheimer Zeitung, die drei Mal in der Woche erschien und gleichzeitig als Amtsblatt der Stadt Weilheim fungierte. Dies war damals nicht ganz so einfach, der Herausgeber Johannes Gienger unternahm mehrere Anläufe, bis der Gemeinderat, „vorbehaltlich der Zustimmung des Bürgerausschusses“ beschloss, auf dem Blatt den Titel „Amtsblatt für die Stadt Weilheim“ führen zu dürfen.
Der Bürgerausschuss stimmte dann 14 Tage später zu.
Seinem Vorgänger Hermann Kirschmer wurde dieses Privileg nicht gewährt, was unter Umständen daran lag, dass er öfters von dem Haus, das der Stadtschultheiß Scheu in der Neidlinger Straße bewohnte, schrieb und dieses als Scheus Haus bezeichnete. Im breiten Weilheimer Dialekt gesprochen bietet sich auch eine andere Hörweise an, die sicher nicht auf Gegenliebe des Stadtschultheiß traf. Herr Kirschmer übergab jedenfalls nach nur 3 Monaten die Druckerei an Johannes Gienger.
In Weilheim gab es zu der Zeit, gemessen an der Einwohnerzahl, viele Gewerbetreibende. Im Gewerbesteuerkataster von Weilheim waren im Jahr der Gründung des Vereins 322 angemeldete und Gewerbesteuer zahlende Gewerbetreibende aufgeführt. Dabei waren allein 16 Bäcker, 5 Metzger, 8 Dreher (einer davon war außerdem Agent für Auswanderung), 10 Fuhrleute, 7 Küfer, 12 Wirtschaften, 14 Schuhmacher, 20 Hausierhändler und sage und schreibe 52 Schäfer. Viele der Berufe, gibt es heute nicht mehr, wie zum Beispiel Seifensieder, Färber, Gerber, Hutmacher, Käsemacher, Messerschmied, Mühlarzt und andere.
Die Gründung des Vereins fiel in eine Zeit des Aufbruchs. Fast 30 Jahre Frieden, die Elektrifizierung stand kurz bevor, 1902 wurde Weilheim an das Netz der Neckarwerke angeschlossen, die Kommunen waren dabei, die öffentliche Wasserversorgung einzuführen. Der Anschluss Weilheims ans Eisenbahnnetz war projektiert und die Strecke nach Kirchheim 1908 eingeweiht.
Anfang des Jahres 1898 wurde der Verein im Gasthof zum Hirsch gegründet. Bei und nach der Vereinsgründung haben sich im Jahr 1898, 131 Gewerbetreibende aus Weilheim und den Nachbarorten Holzmaden, Hepsisau und Neidlingen in die Mitgliederliste eintragen lassen. Vertreten waren überwiegend die handwerklichen Berufe, aber auch Kaufleute und Buchhalter, Landwirte und Lehrer, Doktoren und Apotheker wurden Mitglied im neuen Verein. Mit dabei waren auch Stadtschultheiß Scheu, Ratsschreiber Müller, Stadtpfarrer Schmoller und Bezirksnotar Vötsch.
Wann die Gründung genau erfolgte, kann leider nicht mehr nachvollzogen werden, aber am 25. März 1898 wurde im „Cassa-Buch“ eine Spende von 10 Mark von einem unbenannten Spender eingetragen.
Das Vereinsvermögen in bar betrug zum 31.12.1898 – 78,61 Mark.
In der ersten Satzung wurde festgelegt:
Zweck des Gewerbevereins ist: Wahrung und Förderung von Gewerbe und Handel der Stadt Weilheim und Umgebung.
Diesen Zweck sucht der Verein insbesondere dadurch zu erreichen:
- dass er in regelmäßigen Zusammenkünften seinen Mitgliedern Gelegenheit gibt, alle den Gewerbe- und Handelsstand berührenden Fragen von allgemeinem Interesse zur Erörterung zu bringen, in mündlichem Gedankenaustausch deren Verständnis zu fördern, Hindernisse, welche dem Gedeihen des Gewerbewesens entgegenstehen, zu erforschen, über die Mittel zur Abhilfe zu beraten und geeigneten Orts Anträge zu stellen;
- dass er für die Belehrung seiner Mitglieder sorgt;
- dass er zur sittlichen und gewerblichen Bildung der Lehrlinge und Gehilfen nach Kräften beiträgt;
- dass er Einrichtungen und Unternehmungen, welche als gemeinnützig und für das Gemeinwesen dienlich erkannt werden, anregt und unterstützt.
Zur Mitgliedschaft steht in der Satzung:
Jeder unbescholtene Gewerbetreibende und Freund der Gewerbe kann als Mitglied nach dem vollendeten 20. Lebensjahr in den Verein aufgenommen werden.
Witwen von Mitgliedern können als außerordentliche Mitglieder weitergeführt werden.
Zu Ehrenmitgliedern können solche Männer ernannt werden, die sich um das Wohl des Vereins besonders verdient gemacht haben. Jedes Mitglied zahlte bei der Aufnahme in den Verein ein Eintrittsgeld von 1 Mark und einen Jahresbeitrag von 2 Mark, der halbjährlich im Voraus zu bezahlen war und in bar kassiert wurde.
1914 wurde der Halbjahresbeitrag auf 1,50 RM erhöht, ab 1921 stieg er von zunächst 4 RM auf 500 RM im zweiten Halbjahr 1923.
Leider lassen sich in den Aufschrieben kaum Anhaltspunkte finden, wer welche Funktion innegehabt hat. In einem Schreiben vom 7. März 1899 an den „Wohllöblichen Gemeinderat Weilheim“, das von allen Ausschussmitgliedern unterschrieben wurde, unterschreibt ein Friedrich Stiber an erster Stelle, es ist deshalb davon auszugehen, dass er der erste Vorsitzende des Vereins war und wohl zumindest bis 1915 blieb. Er ist im Mitgliederverzeichnis seit 1898 aufgeführt, mit der Berufsbezeichnung Bautechniker.
Laut „Cassa-Buch“ gab es auch einen Vereinsdiener, der für´s Umsagen eine Mark, sowie für´s Umsagen plus Inkasso 3,50 Mark erhielt. Ab dem Jahr 1900 wird ein Jahresgehalt für einen Bibliothekar in Höhe von 15 Mark aufgeführt.
Der Verein abonnierte damals Zeitschriften, wie z.B. das Gewerbeblatt, Werkstatt, Gartenlaube, Deutsches Handwerk. Diese wurden den Mitgliedern als Lesemappen zur Verfügung gestellt.
Ab 1900 erhielt der Verein einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 50 Mark von der „Amtscorporation“, heute vergleichbar mit dem Kreisverband, allerdings wurden auch Beiträge an den Landesverband und den Gauverband bezahlt.
Der Gewerbeverein sah es als wichtige Aufgabe, Möglichkeiten zur Weiterbildung anzubieten und hierzu auch Kurse abzuhalten. Bereits im Gründungsjahr wurde den Mitgliedern ein Vortrag von einem Herrn Schönig angeboten. Ein Honorar ist im Cassa-Buch nicht vermerkt, allerdings erhielt er am Jahresende ein Päckchen Cigarren. Dort ist zu lesen: „F.W. Weiss für Cigarren Schönig + Porto“ 7,15 Mark.
In den Jahren 1900 und 1901 wurden außerdem Buchführungskurse angeboten. 1900 besuchten diesen 29 Mitglieder und 12 Nichtmitglieder. Diese mussten anstelle der Kursgebühr von 2,50 Mark, noch einen Zuschlag von 50 Pfennig bezahlen.
Die Ausbildung der Lehrlinge war dem Verein so wichtig, dass sie sogar in die Satzung mit aufgenommen wurde. Der Gewerbeverein stiftete auch Preise für Lehrlingsdiplome inkl. Vesper.
In der jährlichen Plenarversammlung am 21. April 1901 im Gasthaus zum Löwen, das in den Berichten nun als Lokal des Vereins bezeichnet wird, wurden Lehrlingsarbeiten aus der Lehrwerkstätte des Schreinermeisters Daniel Kleinbach ausgestellt und prämiert. Die Neue Weilheimer Zeitung berichtete hierüber wie folgt:
„Sämtliche Ausstellungsgegenstände zeugten von großem Fleiß und Pünktlichkeit; und es verdient dieser Meister volle Anerkennung, dass er seine Lehrlinge anleitet, so sauber und exakt zu arbeiten.“
In derselben Versammlung wurde darüber beschlossen, eine Bitte an die „hießigen bürgerlichen Kollegien“ zu richten, sich für eine gewerbliche Fortbildungsschule einzusetzen, in der die Lehrlinge speziell in Aufsatz, Rechnen und im geometrischen Zeichnen weitergebildet werden.
Im Gemeinderatsprotokoll vom 9. Januar 1902 ist zu lesen, dass der Gewerbeverein um einen Betrag von 50 Mark aus der Stadtkasse bittet, zur Einrichtung eines Vorbereitungskurses für Lehrlinge, die die nächste Lehrlingsprüfung machen wollen. Die Stadt sollte außerdem ein beheiztes und beleuchtetes Schulzimmer zur Verfügung stellen. Bewilligt wurden 25 Mark und das Schulzimmer wurde zur Verfügung gestellt. Dieses wurde auch in den Folgejahren vom Verein genutzt, der hierfür jährlich 25 Mark als „Schulbeitrag“ an die Stadt zahlte.
Der Verein stellte sich aber von Beginn an auch anderen Herausforderungen. So wurde im Januar 1899, auf Antrag von Fabrikant Georg Becker, eine Eingabe an die „Generaldirektion der Posten und Telegrafen“ gemacht und um Einführung eines weiteren Postkurses gebeten. Dies wurde allerdings trotz Befürwortung durch den Gemeinderat nicht bewilligt, lediglich eine Änderung der Abfahrtzeiten, um den Anschluss an einen anderen Zug in Kirchheim zu bekommen, wurde vorgeschlagen.
Wie es im Bericht zur Plenarversammlung im April 1901 heißt, erfolgte auch bei der „Generaldirektion der Staatseisenbahnen“ eine Eingabe zum gewünschten Standort des künftigen Bahnhofs in den Wassergärten, hier erhielt der Verein wohl die Zusage, dass der Bahnhof dort gebaut werden soll.
Am 13. Januar 1901 hielt ein Herr Sekretär Schuster aus Heilbronn beim Gewerbeverein einen Vortrag mit dem Thema „Ratschläge an Handwerksmeister, die vorwärts kommen wollen.“ Der Handwerkerstand hatte wohl damals schon seine Probleme, wie in einem Bericht in der Neuen Weilheimer Zeitung vom 8. Januar 1901 zu lesen ist: „Es ist in unserer Zeit nichts neues, dass sich die verschiedenen Stände und Klassen unseres Vaterlandes organisieren, so hat auch der Handwerkerstand, dem das Leben längst abgesagt ist, sich aufgerafft, und hat mit Hilfe der Regierung es dahin gebracht, dass er, kann man sagen, organisiert ist. Es wurde von der Behörde angedeutet, dass es wohl möglich sein könne, dem Handwerkerstand zu helfen, wenn sich dieser nur dazu hergeben möchte.“
Damals entstanden die ersten Handwerkskammern.
Aber nicht nur die reinen Gewerbeinteressen, sondern auch die Förderung des gesellschaftlichen Zusammengehörigkeitsgefühls hielt der Verein frühzeitig für wichtig. So wurden z.B. für verstorbene Mitglieder Grabkränze gekauft. Es wurden Vereinsabende und Ausflüge veranstaltet. Eine Notiz im „Cassa-Buch“ ist dabei erwähnenswert:
26. Mai 1912 – Ausflug nach Urach
Telegramm 50 Pfennig
Schnupftabak 1,00 Mark
21 Mittagessen zu 1,30 27,30 Mark
21 Fahrten zu 1,10 23,10 Mark
18 Höhlenbesuche zu 0,10 1,80 Mark
19 Konzertbesuche zu 0,30 5,70 Mark
Ausdruck der guten menschlichen Beziehungen im Verein sind die in den Jahren 1914 bis 1918 ausgewiesenen Beträge für sogenannte „Liebesgaben“ an ausmarschierte Mitglieder, deren Söhne und Schwiegersöhne. Diese erhielten Päckchen mit auf den Weg oder zugeschickt, die mit Peitschenstecken, Schokoladetafeln, Zigaretten, sowie Schnitzbrot, Kirschengeist u. a. m. gefüllt waren.
Im Jahr 1914 erhielt die Handwerkskammer „Liebesgaben“ in Höhe von 30 Mark für notleidende Handwerker in Württemberg und 20 Mark für notleidende Handwerker in Ostpreußen.
Durch den Krieg gingen die Mitgliederzahlen zurück. 1918 waren es nur noch 63 Mitglieder, deren Anzahl durch 33 Neueintritte bis zum Jahr 1923 wieder auf 96 anstieg, diese bezahlten in der zweiten Jahreshälfte einen Beitrag von 48.000 Mark.
Am Ende dieses Jahres betrug der Kassenbestand 50.078,17 Mark, Anfang 1924, nach der Währungsumstellung, war der Gegenwert nur noch 2 Pfennige.
In den 20er und 30er Jahren wurden vom Verein fast jährlich ein Ausflug durchgeführt. Meist ging es zu Ausstellungen. In dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit wurde so versucht, den Mitgliedern zu helfen und gemeinsame Interessen wahren.
Ende der 20er Jahre gab es offensichtlich mehrere Wechsel in der Vereinsführung, dies kann im Cassa-Buch nachvollzogen werden. So ist der Abschluss im Jahr 1927 unterzeichnet von Schriftführer Fischer, im Jahr darauf haben die „Einnahmen und Ausgaben geprüft und in Ordnung befunden“ Vorstand Stähle und Schriftführer Fischer. 1929 haben unterzeichnet Vorstand Fischer und Vizevorstand Schwarz. Christian Schwarz hat auch im Jahr darauf unterschrieben, zusammen mit Schriftführer Wilhelm Hack. 1931 folgen die Namen von Wilhelm Bauer und Johannes Einsele, 1932 war Wilhelm Dürner Vorstand des Gewerbevereins.
Im Jahr 1931 wurden Ausgaben für 3 Schriften „Wahrheit über die steuerpflichtige Drangsalierung der Konsumvereine“ verbucht. 1932 wurden wieder Preise und Vesper für Prüflinge gestiftet und 40 Mitglieder fuhren zu einer Ausstellung nach Freudenstadt.
1933 erscheinen ebenfalls Ausgaben für Preise bei Lehrlingsprüfungen, sowie 6 Essen zu je 75 Pfennig und 6 Bier zu je 20 Pfennig für die Prüflinge. Es wurde wieder ein Ausflug durchgeführt und man fuhr mehrfach zu Kundgebungen nach Stuttgart. Ins Auge fällt in diesem Jahr ein Beitrag von 10 Reichsmark „für das Deutschtum im Ausland“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten hieß der Vorstand „Vereinsführer“. Als solcher erscheint der Name Sigel, ohne Nennung des Vornamens.
1934 war die Vereinstätigkeit, zumindest was die Einträge im Kassenbuch betrifft, weitgehend eingeschlafen. Außer den Lehrlingsdiplomen, verschiedenen Beiträgen und einem Grabkranz für Ehrenvorstand Stiber waren keine Ausgaben zu verzeichnen. Offenbar hat man in der Vereinsspitze geahnt was bevorsteht, denn in den Jahren 1933 und 1934 wurde der größte Teil, der bei der Oberamtssparkasse angesparten Mittel abgehoben und verbraucht. Mitgliedsbeiträge wurden keine vereinnahmt. Wahrscheinlich in der Vorahnung der ungewissen Zukunft.
Am Ende des Jahres 1934 wurde der Verein, wie viele andere auch, im Zuge der Gleichschaltung zwangsaufgelöst. Bei der Zwangsauflösung waren noch
88,38 Reichsmark in der Kasse, diese wurden am 5. November 1934 dem damaligen Kreishandwerksmeister W. Olpp aus Kirchheim übergeben.
Damit endet das erste Kapitel in unserer Vereinsgeschichte.
Das zweite Kapitel beginnt am 20. Oktober 1952 als sich Weilheimer Gewerbetreibende im Gasthaus zum „Lamm“ trafen und die Wiedergründung des Gewerbevereins besprachen. Das Überhandnehmen des Hausierhandels sowie Schwierigkeiten in der Behandlung von Steuerfragen machten es notwendig, dass sich die Gewerbetreibenden erneut in einem Verein zusammenschließen.
Am 25. Oktober 1952 versammelten sich etwa 50 Gewerbetreibende im „Anker“ zur Gründungsversammlung.
Darüber heißt es: „Alle Anwesenden waren sich klar darüber, dass ein Zusammenschluss die einzige Maßnahme ist, um sich gegen die fliegenden Händler und Hausierer zu wehren. Gemeinsame Werbemaßnahmen, Ausstellungen usw. sollen die Bevölkerung veranlassen, bei ihren Einkäufen die Weilheimer Geschäfte zu berücksichtigen; letztlich helfen sie damit der Stadt und somit sich selbst.
Sattlermeister Johannes Sigel, der mit, die treibende Kraft zur Wiedergründung war, wurde zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Er behielt dieses Amt bis 1965 und wurde in Würdigung seiner Verdienste zum Ehrenvorstand ernannt.
Eine erste Gewerbeausstellung wurde bereits vom 6. – 8. Dezember 1952 im Saal der damals noch vorhandenen Kelter veranstaltet.
Innerhalb einer Stunde wurden 650 Besucher gezählt. Die gute Resonanz veranlasste den Verein zur Organisation einer weiteren Gewerbeausstellung im Dezember des nächsten Jahres.
In den Folgejahren entwickelte sich der Verein weiter, es wurden insbesondere Vortragsabende zu aktuellen Themen durchgeführt. Zunehmend wurde auch Wert auf die Pflege der Geselligkeit gelegt und Familienabende im Löwensaal veranstaltet, die im Allgemeinen sehr gut besucht waren.
Weilheimer Monatsblättle – Weilheimer Blättle
Ab 1965 hatte der Steinmetzmeister Herbert Bauer den Vereinsvorsitz übernommen. Er war die treibende Kraft, dass der Gewerbeverein seit 1969 sein eigenes Print-Medium besitzt, das nur die Vereins-Mitglieder nutzen dürfen. Das „Weilheimer Blättle“, damals noch „Weilheimer Monats-Blättle“.
Text auf der Titelseite:
Zum Geleit
Der Bevölkerung von Weilheim und der umliegenden Gemeinden liegt heute das Weilheimer Monatsblättle in seiner ersten Auflage vor. Der Gewerbeverein als Träger dieses Blättles verteilt dies kostenlos in der Gewissheit, im Jubiläumsjahr 1969 einem Bedürfnis zu entsprechen. Das Blättle möchte Ihnen mit seinem monatlichen Veranstaltungskalender eine wichtige Informationshilfe sein. Zudem wollen die Mitgliedsfirmen Ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen und um die Gunst des Verbrauchers werben.
Mit den Gewerbebetrieben unserer Nachbargemeinden wünschen wir einen fairen Wettbewerb. Einer Mitgliedschaft in unserem Verein und somit Insertionsmöglichkeit steht nichts im Wege. Wir wollen bestrebt sein, durch die dargebotenen Informationen jedem Leser in Weilheim und Umgebung eine wichtige Hilfe zu sein.
Niemand hätte am 1. März 1969 gedacht, dass diesem eine so lange Lebensdauer beschieden sein sollte. Dabei war das Blättle aus der Not heraus geboren worden. Es gab damals noch kein Mitteilungsblatt in Weilheim und die ortsansässigen Gewerbetreibenden hatten als regionale Werbemöglichkeiten zwar den Teckboten und die NWZ Göppingen, doch keine deckte den Wirtschaftsraum um Weilheim völlig ab und Anzeigen in beiden Zeitungen waren zu teuer.
Die Neue Weilheimer Zeitung, hatte bereits zu Kriegszeiten „aus Gründen der Papierersparnis und der Freimachung von Arbeitskräften für die Kriegswirtschaft“ ihren Betrieb einstellen müssen.
Da das Blättle auch in den Nachbarorten kostenlos in alle Haushalte verteilt wurde, wurden die Gewerbebetriebe in der Nachbarschaft dazu aufgerufen, ebenfalls Mitglied im Gewerbeverein zu werden. Als ortsübergreifende Handels- und Gewerbevereine noch nicht die Regel waren, baute sich in Weilheim eine vorbildliche Partnerschaft auf. Viele Unternehmer des Umlandes wurden Mitglieder im Verein, was sich in den Folgejahren und bis in die heutige Zeit sehr positiv auswirkte.
Zum 25jährigen Bestehen wurden ausgewählte Berichte aus dem Weilheimer Monatsblättle der Jahre 1969 bis 1994 in einem Buch zusammengestellt.
Interessantes und Wissenswertes zur Stadtgeschichte, Chronik, Märchen, Fabeln und Legenden, Kunst und Kultur, unsere Nachbargemeinden und Gewerbe aus unserer Heimat. Das gebundene Buch ist ein Nachschlagewerk für die ganze Familie, für heutige Leser und künftige Generationen. Ein wertvolles Dokument Weilheimer Heimatgeschichte. Mit alten Bildern und Straßenansichten aus dem Fotoarchiv der Stadt Weilheim. Das Buch ist noch in einer Restauflage vorhanden und kann, solange der Vorrat reicht, zu einem Preis von 10,00 € bei der Geschäftsstelle des Vereins erworben werden.
Im Jahr 2000 erhielt das Weilheimer Blättle ein neues Erscheinungsbild und der Verein ein neues Logo, den stilisierten Drachenschwanz, der in Anlehnung an die Sage vom Drachen auf der Limburg, Kraft und Dynamik demonstriert. Der Slogan heißt seither „Feuer und Flamme für Weilheim“.
Kochen und backen nach Lieblingsrezepten, ist unser Kochbuch, das anlässlich des 50jährigen Bestehens unseres Gewerbevereinsblättles aus den Rezepten der Weilheimer Blättle von 2007 – 2018 zusammengestellt wurde. Seit Dezember 2020 ist unser Kochbuch zum Preis von 16,00 € direkt bei der Geschäftsstelle und bei einigen unserer Mitglieder bereits in der zweiten Auflage erhältlich. Das Kochbuch ist im kleinen handlichen DIN A 5 Format, 327 Seiten dick, mit abwischbarer Hülle. Durch die Spiralbindung nimmt es beim Kochen nicht viel Platz ein, da die kompletten Seiten umgeschlagen werden können. Alle Rezepte sind erprobt und im Inhaltsverzeichnis übersichtlich nach Rubriken geordnet.
Das Weilheimer Blättle gibt es heute noch, es ist jetzt im 54. Jahrgang. Gedruckt und verteilt wird es mit einer Auflage von 12.000 Stück vom Teckboten; und auch aktuell dürfen nur Mitglieder des Gewerbevereins dieses nutzen um zu werben und über ihr Unternehmen zu berichten. Außer in der gedruckten Version kann es auch online in unserer Homepage gelesen und heruntergeladen werden.
Große Leistungsschauen, die vom „Schwäbischen Fleiß rund um die Limburg“ kündeten wurden seit 1973 in regelmäßigen Abständen in und um die Limburghalle veranstaltet. Insgesamt waren es 13 Stück, die letzte fand im Jahr 2013 zum 115jährigen Bestehen des Gewerbevereins statt. 48 Aussteller mit vielen interessanten Angeboten hatten sich äußerst ansprechend präsentiert. Strahlendes Wetter und sommerliche Temperaturen lockten viele Besucher zur Limburghalle in Weilheim, beste Voraussetzungen für eine rundum gelungene Veranstaltung. Auf dem Ausstellungsgelände in und um die Limburghalle wurden wieder viele Neuigkeiten präsentiert und Tipps und Anregungen gegeben. Das Angebot reichte vom Bauhandwerk über den Optiker und Hörakustiker bis hin zum Reisebüro und Versicherer. Ein besonderer Bereich war wieder der Gesundheit und Wellness gewidmet. Eine große Autoschau rundete das Angebot ab.
Viele Besucher nutzten an beiden Tagen die Möglichkeit zur Information, Einkauf und fachlich kompetenten Beratung in lockerer Atmosphäre ohne Zeit- und Termindruck. Eine große Hilfe hierbei war auch das Angebot der Kinderbetreuung. Die Möglichkeit, die Kinder dort „abzugeben“ wurde gerne und häufig angenommen und die Eltern konnten sich dadurch in aller Ruhe umsehen, während ihre Kinder beschäftigt waren.
Neben vielen Informationen wurde den Besuchern ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Tanz und Musik geboten und auch für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt.
Danach waren nicht mehr ausreichend Mitglieder bereit, an einer weiteren Schau mitzuwirken. Außer den zentralen Leistungsschauen bei der Limburghalle wurde 2007 ein dezentraler Handwerkertag in den Betrieben der 26 Teilnehmer durchgeführt, der aber auch ein zweites Mal durch zu geringes Interesse nicht zustande kam.
Seit dem Jahr 1974 organisiert der Gewerbeverein den Weilheimer Adventsmarkt, der auf dem Marktplatz und dem Bertholdplatz alljährlich stattfindet. Dieser wird mittlerweile vom Adventskonzert der Gesangvereine und der Nikolausfeier in der Peterskirche umrahmt.
Bei der Jahreshauptversammlung im Frühjahr 1977 wurde Horst Schulz zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Die Vereinsmitglieder bewegte damals besonders das Thema Innenstadtsanierung und die von der Stadt initiierte Markt- und Stadtortuntersuchung, mit dem Ziel, Weilheim solle mit gemeinsamen Aktionen als Einkaufsstadt attraktiv gemacht werden. Seit 1998 öffnen die Einzelhändler jährlich im Oktober, ihre Geschäfte und laden zum verkaufsoffenen Sonntag ein und seit 2022 wird ein zweiter verkaufsoffener Sonntag im Frühjahr organisiert, in Verbindung mit dem Künstlermarkt der von der Stadt Weilheim veranstaltet wird. Unter Regie des Gewerbevereins fanden und finden bereits viele gemeinsame Aktivitäten statt, die teilweise wie die Weihnachts- und Osteraktion, Schnäppchentage / Aktionstage schon sehr lange nur immer in veränderter Form durchgeführt werden.
Am 5. November 1998 gab Horst Schulz sein Amt an seinen seitherigen Stellvertreter Wolfgang Bauer ab, am 9. April 1999 wurde Norbert Renke zum 2. Vorsitzenden gewählt. Durch ein tragisches Unglück in den Bergen im Sommer desselben Jahres verlor der Verein seinen 1. Vorstand nach nur kurzer Amtszeit.
In einer außerordentlich einberufenen Hauptversammlung am 26. September 1999 wurde der jetzige Vorstand, Othmar Kuck, zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Da immer mehr Mitglieder aus den Nachbargemeinden kamen, wurde der Vereinsname durch Beschluss der Hauptversammlung am 20.07.2000 erweitert, der Verein heißt seither „Gewerbeverein Weilheim a.d.Teck und Umgebung e.V.“
Im selben Jahr wurde ein Arbeitskreis Marketing mit 12 Mitgliedern ins Leben gerufen, die sich einmal im Monat trafen, und sich die Aufgabe gestellt hatten, Weilheim und seine Nachbarorte attraktiver zu gestalten.
Nachdem immer mehr Themen an den Verein herangetragen wurden, die mit dem eigentlichen, in der Satzung formulierten Vereinszweck nur wenig zu hatten, wurde vom Gewerbeverein, gemeinsam mit der Stadt im Frühjahr 2002, der Verein Stadtmarketing gegründet, dieser konnte sich intensiver um die Entwicklung der Innenstadt kümmern, als dies dem Gewerbeverein möglich gewesen wäre. Wir wurden Mitglied im neuen Verein und unterstützten diesen. Viele Aktivitäten wurden gemeinsam durchgeführt.
Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem Verein Stadtmarketing wurde weiter an der Entwicklung der Weilheimer Innenstadt gearbeitet. Ein dauerhafter Prozess, den der Gewerbeverein auch nach Auflösung des Verein Stadtmarketing regelmäßig mit der Stadtverwaltung fortführt.
Die Weihnachtsbeleuchtung, die der Verein in den vorangegangenen Jahren in den Straßen der Innenstadt anbringen ließ, hatte mittlerweile ausgedient. Mit finanzieller Unterstützung des Gewerbevereins, wurde von der Stadtverwaltung eine neue Beleuchtung an die Giebel der Häuser in der Stadtmitte angebracht und frühzeitig auf sparsame LED-Lampen umgestellt.
Jährlich, seit 2002 bevor die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet wird, werden Weihnachtsbäume, die von Weilheimer Betrieben in Form einer Patenschaft finanziert werden, von den Mitarbeitern des Bauhofs in der Innenstadt aufgestellt. Aus dieser Aktion erhält jedes Jahr eine Weilheimer Jugendeinrichtung oder die Jugendabteilung eines Vereins eine Zuwendung von 500 Euro.
Im Jahr 2007 wurde der Energieausweis für Immobilien eingeführt und bei allen Betroffenen herrschte große Unsicherheit. Bei der Informationsveranstaltung am 22. Februar 2008, „Energieausweis – was tun? Kostensparen durch Modernisierung und erneuerbare Energien“, des Gewerbevereins Weilheim erhielten die Besucher eine umfassende Beratung direkt vom Fachmann. Experten aus verschiedenen Sparten standen Rede und Antwort und bei einem Fachvortrag konnten weitere Fragen zum Energieausweis und der Energieeinsparverordnung EnEV geklärt werden.
Am 24. September 2011 beteiligte sich der Gewerbeverein Weilheim am 5. Energietag Baden-Württemberg. Weilheimer Handwerker informierten auf dem Marktplatz in Weilheim zum Thema: „Leben mit der Verantwortung für die Generation von Morgen – Kostensparen durch Modernisierung und erneuerbare Energien.“
Die Ausbildung und der Nachwuchs von Fachkräften, liegt uns, wie den Gründern unseres Vereins, nach wie vor am Herzen. Seit 2009 veranstaltet der Weilheimer Gewerbeverein, gemeinsam mit der Realschule und der Werkrealschule alle 2 Jahre eine Berufsmesse im Bildungszentrum Wühle. Da wir großen Wert darauf legen, dass auch die Eltern bei den Gesprächen dabei sein können, haben wir den Termin auf einen Samstag gelegt. Die Messe findet sehr großen Zuspruch bei den Schülern, Eltern und Lehrern, sowie bei den Betrieben und weiterführenden Schulen, der IHK und dem Arbeitsamt die sich hier ebenfalls präsentieren können. Die nächste Berufsmesse ist für den 12. Oktober 2024 geplant.
Im Dezember 2015 wurde der Einkaufsgutschein des Gewerbevereins eingeführt, der sich seither großer Beliebtheit erfreut. Der Gutschein kann bei 33 Geschäften gekauft und bei 49 teilnehmenden Mitgliedern eingelöst werden. Über 6.300 Gutscheine mit einem Gesamtwert von 186.000 € wurden bis jetzt ausgestellt.
Nachdem die Stadt Weilheim im Herbst die Erschließung des neuen Gewerbegebiets Rosenloh in die Wege leitete, bildete sich relativ schnell unter der Führung von NABU und BUND eine Bürgerinitiative die dagegen Stimmung machte. Da dieses neue Gewerbegebiet dringend benötigt wird, damit Weilheimer Betriebe sich neu aufstellen und wachsen können, wurde auch der Gewerbeverein aktiv. Unter seiner Federführung wurde im Januar 2022, gemeinsam mit Weilheimer Unternehmen und mit Unterstützung der IHK, die Initiative „Stark für Weilheim“ ins Leben gerufen.
Mit großen Bannern und Plakaten wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen, beim Bürgerentscheid zur Wahl zu gehen und mit JA zu stimmen.
Unsere Initiative hat mit dazu beigetragen, dass beim Bürgerentscheid am 24. April 2022 über 60 % der Wahlberechtigten zur Wahl gingen und davon über 70 % für das Gewerbegebiet gestimmt haben.
Der Gewerbeverein Weilheim a.d.Teck und Umgebung e.V. hat sich in seiner 125jährigen Geschichte immer um die Förderung des heimischen Gewerbes bemüht. Er wird auch in Zukunft alles versuchen, um den Standort Weilheim mit den umliegenden Gemeinden zu stärken.